Was sind die internationalen Seenotsignale?
Internationale Seenotsignale: Wie rufen Sie auf See Hilfe?
Wenn auf dem Wasser ein Notfall eintritt, zählt jede Minute. Entscheidend ist, dass Sie wirksam Hilfe anfordern können. Internationale Seenotsignale zu kennen schützt nicht nur Ihre Sicherheit, es ist zugleich eine rechtliche Verpflichtung im Seerecht.
Dieser Leitfaden erläutert die gängigsten Seenotsignale, von optischen Zeichen bis zu Funkprotokollen, zugeschnitten auf Sportboote ebenso wie auf Berufsschiffe.
Optische Seenotsignale auf See:
Orangener Rauch am Tag
Der internationale Standard für optische Notsignale am Tage ist die orangefarbene Rauchboje beziehungsweise die Handrauchfackel in Orange. Beim Zünden entsteht eine dichte orange Rauchwolke, die über große Entfernungen sichtbar ist. Such- und Rettungseinheiten sowie umliegende Schiffe erkennen dieses Signal weltweit als Aufforderung zu sofortiger Hilfe.
Wann einsetzen: bei Tageslicht, vorzugsweise bei guter Sicht
Ideal für: kleine und mittelgroße Boote; wird von Luft- und Seerettungseinheiten zuverlässig erkannt
Rote Fallschirmraketen und Leuchtsignale in der Nacht
Rote pyrotechnische Signale, etwa Fallschirmraketen und Handfackeln in Rot, sind für die Nacht vorgesehen. Die sehr hellen Lichtsignale steigen hoch auf und eignen sich, um über große Distanzen Aufmerksamkeit zu erregen.
Zu den klassischen internationalen Seenotsignalen zählt am Tage vor allem orangefarbener Rauch. Wer sich auf See in Not befindet, kann eine orange Rauchfackel zünden. Die dichte Rauchfahne ist bei Tageslicht gut zu sehen und wird von Seeleuten sowie SAR Teams eindeutig als Hilferuf verstanden.
Hinweis: Bei Tageslicht sind rote Leuchtsignale deutlich weniger wirksam und sollten vorrangig nachts verwendet werden.
Aber welche Seenotsignale sind die wichtigsten? Es gibt zudem weitere optische Notsignale und Ausrüstungen, etwa Notflaggen, Signalspiegel und verschiedene pyrotechnische Signale, wie rote Fallschirmraketen und orange Handrauchfackeln. Je nach Situation und Bedingungen kommen sie unterschiedlich zum Einsatz, um Not anzuzeigen und Hilfe anzufordern. Schiffsführer sollten die korrekte Anwendung kennen und die internationalen Regeln und Leitlinien zur Notmeldung befolgen. Am Tage hat sich orangefarbener Rauch bewährt, insbesondere in zusätzlichen Gefährdungslagen.
Die Vorschriften zur Sicherheit der Schifffahrt und die Internationalen Regeln zur Verhütung von Zusammenstößen auf See legen Gefahr- und Hilfssignale präzise fest. Soweit nicht anders geregelt, gelten diese Bestimmungen für alle Fahrzeuge; gleichwohl ist nicht jede einzelne Maßnahme für jedes Boot praktikabel.
Beispielsweise gelten das Abfeuern von Schusswaffen oder anderen Detonationssignalen in Minutenabständen sowie das Entzünden von Feuern in Fässern nicht für kleinere Boote. Viele Kleinfahrzeuge verfügen zudem nicht über bestimmte Standards zur Notmeldung, etwa Signalreflektoren oder eine quadratische Flagge mit einer Kugel darüber oder darunter. Auch Geräte wie Inmarsat oder ein Radartransponder sind auf kleinen Booten selten vorhanden und für diesen Zweck meist nicht geeignet.
Selbst wenn an Bord Raketen, Handfackeln oder sogenannte Sternsignale vorhanden sind, die in kurzen Abständen rote Sterne ausstoßen, handelt es sich um Nachtsignale, die am Tage nur schlecht zu erkennen sind.
Optische Seenotsignale mit Flaggen
Notflaggen N über C
Wenn keine unmittelbare Lebensgefahr besteht, kann Hilfe auch weniger alarmierend angefordert werden. Im Internationalen Signalcode zeigt die Kombination N, November, über C, Charlie, eine Notlage an. Dieses Signal ist besonders nützlich, wenn elektronische oder pyrotechnische Mittel nicht verfügbar sind, und sollte allen Schiffsführern geläufig sein.
Akustische Seenotsignale: Pfeife als Tonsignal
Pfeifen, Hörner und Schallgeräte
Wenn weder Funk noch optische Notmittel zur Verfügung stehen, sind Schallsignale ein wirksames Mittel.
- Blasen Sie eine Pfeife, betätigen Sie ein Horn oder schlagen Sie rhythmisch auf Metall.
- Verwenden Sie SOS in Morsezeichen: ... --- ... drei kurze, drei lange, drei kurze.
Diese Signale sind einfach und dennoch weithin verständlich, besonders in Küstennähe oder stark befahrenen Revieren.
Schallsignale zählen zu den grundlegendsten Möglichkeiten, Hilfe zu rufen. Blasen Sie eine Pfeife, geben Sie Hornsignale oder schlagen Sie auf einen Metallgegenstand, um ein wiederkehrendes Rhythmusmuster zu erzeugen. Im Morsealphabet lautet das internationale Notsignal drei kurze Töne, drei lange Töne und wieder drei kurze Töne, SOS. Durch wiederholtes Senden machen Sie Ihre Notlage unmissverständlich.
Hand- und Armzeichen
Hilfe wird durch Heben und Senken ausgestreckter Arme signalisiert.
Ein kurzes Winken, wenn sich zwei Fahrzeuge in sicherem Abstand passieren, ist üblich und wird häufig praktiziert. Es dient nicht nur der Höflichkeit, sondern zeigt auch, dass man beim Passieren aufeinander geachtet hat und sich grüßt.
Doch das Winken zum Hilferuf unterscheidet sich vom freundlichen Gruß.
Führen Sie ein sehr kleines Boot ohne Fackeln oder Notflaggen, können Sie dennoch auf See Hilfe anfordern. Heben und senken Sie dazu wiederholt beide ausgestreckten Arme. An Land geschieht dies mit erhobenen, leicht gespreizten Armen, sodass Körper und Arme dem Buchstaben Y gleichen. Beide Zeichen sind, sofern gut sichtbar, eindeutig, daher ist es ratsam, aus der Kabine herauszutreten oder sich auf das Deckshaus zu stellen. Vermeiden Sie lockeres Winken über dem Kopf; es kann als Gruß missverstanden werden. Um zusätzliche Aufmerksamkeit zu erzeugen, geben Sie einen Dauerton mit Horn, Pfeife oder einem Nebelsignalgerät.
Mit den Armen oder einem Gegenstand zu winken ist simpel und dennoch wirkungsvoll, um auf dem Wasser auf eine Notlage aufmerksam zu machen. So können Sie Boote, Schiffe oder Luftfahrzeuge in Ihrer Nähe auf sich aufmerksam machen. So setzen Sie das Zeichen effizient ein:
- Kontrastreiche Farben nutzen: Tragen oder schwenken Sie gut sichtbare, leuchtende Farben wie eine orange Rettungsweste, ein rotes T-Shirt oder eine farbige Flagge. Der Kontrast zum Wasser erhöht die Sichtbarkeit. Signalisieren Sie mit großen, weit ausholenden Bewegungen der Arme oder mithilfe eines reflektierenden Gegenstands.
- Positionieren Sie sich an der Stelle Ihres Boots mit der besten Sicht für potenzielle Retter. Ein höherer Standpunkt vergrößert die Reichweite.
- Mit Schallsignalen kombinieren: Wenn verfügbar, pfeifen Sie oder geben Sie ein Hornsignal, während Sie winken, um visuelle und akustische Wahrnehmung zu bündeln.
Denken Sie daran, dass die Wirkung von Handzeichen von der Sicht in Ihrem Seegebiet, von der Nähe anderer Fahrzeuge oder Luftfahrzeuge sowie von der Tageszeit abhängt. Passen Sie Ihr Vorgehen entsprechend an, um die Chancen auf rasche Hilfe zu erhöhen.
In Situationen ohne technische Mittel gilt das wiederholte Heben und Senken ausgestreckter Arme als anerkanntes Notsignal und unterscheidet sich klar von einem freundlichen Gruß.
Tipps:
- Auf der höchsten gut sichtbaren Stelle des Boots stehen
- Helle oder kontrastreiche Farben verwenden, zum Beispiel orange Rettungswesten oder Flaggen
- Mit akustischen Signalen kombinieren, etwa Pfeife oder Horn, um die Wahrnehmung zu steigern
Hilfe über UKW Funk rufen
Funkprotokolle
Wenn Sie ein UKW Seefunkgerät an Bord haben, nutzen Sie es, um Hilfe zu rufen. Stellen Sie den Funk auf Kanal 16, die internationale Anruf- und Notfrequenz. Sprechen Sie deutlich und ruhig, nennen Sie den Namen Ihres Fahrzeugs, Ihre Position, die Art des Notfalls und die Zahl der Personen an Bord. Warten Sie auf Rückmeldung und geben Sie die erbetenen Zusatzinformationen.
Wenn Sie eine Gefährdungslage feststellen und dringend Unterstützung benötigen, senden Sie einen Notruf über UKW Kanal 16, folgenden Sie dem vorgeschriebenen Protokoll mit PAN PAN.
VHF Funkgerät auf Kanal 16 verwenden
Wenn vorhanden, zählt ein UKW Seefunkgerät zu den zuverlässigsten Mitteln, Hilfe anzufordern.
Vorgehensweise:
- Auf Kanal 16 schalten, internationale Not- und Anruffrequenz.
- Deutlich sprechen: "MAYDAY, MAYDAY, MAYDAY. Hier ist [Schiffsname], Position [Koordinaten]. Wir haben [Art des Notfalls]. [Anzahl] Personen an Bord. Erbitten sofortige Hilfe."
- Auf Antwort warten und weiteren Anweisungen folgen.
Ist die Lage dringlich, aber nicht unmittelbar lebensbedrohlich, verwenden Sie anstelle von "MAYDAY" den Ruf "PAN PAN".
Wichtig: Kleine Privatboote müssen rechtlich nicht in allen Revieren mit UKW Funk ausgerüstet sein, sofern sie nicht in bestimmten Küstenzonen verkehren. Für alle seetüchtigen Boote wird ein Funkgerät dennoch nachdrücklich empfohlen.
Umliegende Fahrzeuge hören Sie gegebenenfalls nicht, denn nach der geltenden Verordnung über Boote, Beiboote und Yachten müssen Boote zum persönlichen Gebrauch kein UKW Funkgerät mitführen, wenn sie nicht für die Fahrtbereiche I und II registriert sind.
Die Küstenfunkstelle hingegen wird Sie in der Regel empfangen und je nach Lageeinschätzung Hilfe koordinieren.
Seenotsignalisierung auf kleinen und großen Fahrzeugen
- Kleine Fahrzeuge verfügen oft nicht über fortgeschrittene Ausrüstung wie Radartransponder, Inmarsat oder pyrotechnische Mittel nach SOLAS Standard. Sie sind daher auf optische, akustische und grundlegende elektronische Mittel angewiesen.
- Größere Fahrzeuge haben häufig EPIRBs, SARTs, Inmarsat und integrierte Notalarmsysteme, die Notfälle automatisiert an weltweite Überwachungsstellen melden.
Unabhängig von der Größe des Fahrzeugs sollten alle Schiffsführer die Vorschriften zur Sicherheit der Navigation und die Internationalen Regeln zur Verhütung von Zusammenstößen auf See, KVR, beherrschen.
Rechtliche Pflicht zur Hilfeleistung
Nach dem Seerecht, insbesondere gemäß Artikel 764 des Seerechtsgesetzes, ist jeder Seefahrer nicht nur rechtlich, sondern auch ethisch verpflichtet, Menschen in Seenot zu helfen, selbst in Kriegszeiten oder wenn Hilfe zunächst abgelehnt wird. Das unterstreicht das weltweite Prinzip von Solidarität und Sicherheit auf See und die Bedeutung der Hilfeleistung in Notfällen.
Empfehlungen für Sichtbarkeit und Signalisierung
Fazit: Welche 6 international anerkannten Seenotsignale gibt es?
Hier sind 6 international anerkannte Seenotsignale, definiert von der International Maritime Organization (IMO) und dem SOLAS Übereinkommen. Diese Signale sind einfach, weltweit verständlich und können von jeder in Not befindlichen Person eingesetzt werden. Das gibt Sicherheit und Vertrauen in die eigene Fähigkeit, Hilfe anzufordern.
1. Oranges Rauchsignal
- Einsatzzeit: Tageslicht
- Zweck: Erzeugt dichten orangefarbenen Rauch für hohe Sichtbarkeit am Tag
- Verwendung durch: Rettungsinseln, Kleinfahrzeuge, Einzelpersonen
2. Rote Fallschirmrakete oder Leuchtrakete
- Einsatzzeit: Nacht
- Zweck: Steigt hoch auf und brennt hellrot, um weit entfernte Schiffe oder Luftfahrzeuge aufmerksam zu machen
- Hauptvorteil: Über große Entfernungen sichtbar
3. Signalflaggen N über C (November über Charlie)
- Einsatzzeit: Tag
- Zweck: Optisches Notsignal mit Signalflaggen
- Bedeutung: „Ich befinde mich in Not und benötige sofortige Hilfe“
4. Funkanruf in Seenot UKW Kanal 16
- Anrufarten:
- MAYDAY unmittelbare Lebensgefahr für Personen oder Schiff
- PAN PAN dringend, jedoch nicht lebensbedrohlich
- Einsatzzeit: Jederzeit, sofern ein UKW Funkgerät verfügbar ist
5. Schallsignal
Schallsignale gehören zu den einfachsten und wirksamsten Mitteln, um Hilfe zu rufen. Ob Sie eine Pfeife nutzen, ein Horn ertönen lassen oder auf einen Metallgegenstand schlagen, das rhythmische Muster der erzeugten Töne kann ein starkes Notsignal sein. Im Morsecode besteht das internationale Notsignal aus drei kurzen Signalen, gefolgt von drei langen und erneut drei kurzen Signalen SOS. Durch das wiederholte Absetzen dieses Musters machen Sie Ihre Notlage eindeutig kenntlich und verfügen über ein einfaches, jedoch effektives Mittel in Notfällen.
6. Wiederholtes Winken mit den Armen
- Einsatzzeit: Tag oder Nacht
- Zweck: Manuelles Hilfssignal, wenn keine Ausrüstung verfügbar ist
- Richtige Bewegung: Beide ausgestreckten Arme wiederholt heben und senken
✅ Expertentipp: Kombinieren Sie mehrere Methoden, etwa optische Mittel, Schallsignal und Funk, um die Chancen auf Entdeckung und Rettung zu erhöhen.
Ob Sie in Küstengewässern navigieren oder auf offener See unterwegs sind, die Kenntnis und Anwendung internationaler Seenotsignale ist entscheidend. Rüsten Sie Ihr Schiff angemessen aus, machen Sie sich mit den Signalvorschriften vertraut und seien Sie stets bereit, Hilfe zu leisten oder anzufordern. Das ist nicht nur gute Seemannschaft, es ist Seerecht.
Quellen & Hinweise:
- International Maritime Organization (IMO): www.imo.org
- U.S. Coast Guard Boating Safety: www.uscgboating.org
- SOLAS Übereinkommen Vorschriften zur Sicherheit des Lebens auf See
Letzte Aktualisierung: 3. Oktober 2025
Häufig gestellte Fragen:
Antwort: Die orangefarbene Rauchfackel ist das wirkungsvollste optische Signal am Tag.