Yacht anlegen: 7 Fehler beim Anlegen und wie Sie sie vermeiden
Yacht anlegen: 7 Fehler beim Anlegen und wie Sie sie vermeiden:
Das Anlegen kann eine der anspruchsvollsten Aufgaben auf dem Wasser sein. Selbst routinierte Skipper werden bisweilen von drehenden Winden, starker Strömung oder technischen Ausfällen überrascht. Es ist entscheidend, die sichere Anlegeweise zu beherrschen, unabhängig davon, ob Sie ein kleines Motorboot, eine große Yacht oder ein gechartertes Segelboot fahren. Mit der passenden Technik und guter Vorbereitung vermeiden Sie typische Anlegefehler und navigieren auch durch die kniffligste Marina wie ein Profi.
Anlegen und Festmachen

Wenn Sie ein Charterboot mieten, sind die Anforderungen noch höher. Anders als beim eigenen Boot kennen Sie die Fahreigenschaften oft nicht in verschiedenen Bedingungen. Häufig sind auch die Marina oder das Fahrwasser neu für Sie. Umso wichtiger ist es, als Chartergast Sicherheit, Übersicht und vorausschauende Kommunikation mit dem Marina Team zur Priorität zu machen. Lassen Sie sich vom Charterunternehmen ausführlich zum Handling, zur Motoren Konfiguration und zu Besonderheiten des Boots briefen. Fragen Sie nach lokalen Windmustern, Gezeitenplänen und potenziellen Gefahren. Fotografieren Sie das Boot vor dem Auslaufen, um den Zustand zu dokumentieren, und prüfen Sie, ob sämtliches Anlegeequipment wie Fender und Leinen an Bord und in gutem Zustand ist.
Nachfolgend sieben entscheidende Anlegefehler, die Sie vermeiden sollten, samt praxisnaher Empfehlungen für ein sicheres, sanftes Anlegen:
7 Punkte, die Sie beim Anlegen beachten sollten:
1. Unklare Manövriereigenschaften des Boots
Sie müssen Ihr Boot kennen und fühlen: Bevor Sie sich dem Steg nähern, sollten Sie wissen, wie Ihr Boot in unterschiedlichen Situationen reagiert. Dazu gehört, wie es in Neutralfahrt, im Rückwärtsgang und bei Langsamfahrt manövriert. Charterboote, Katamarane und Privatboote verhalten sich insbesondere auf engem Raum sehr unterschiedlich.
Trainieren Sie zunächst in ruhigem, freiem Wasser, wie sich Ihr Boot bewegt. Prüfen Sie technische Funktionen und ob lose Gegenstände die Leistung beeinträchtigen könnten. Ein häufiger Fehler ist, zu dicht an andere Boote oder an die Kante des Stegs heranzugehen. Lassen Sie stets mehr Platz, als Sie meinen zu benötigen, vor allem in unbekannten oder vollen Marinas.
Wenn Sie ein Boot mieten, verbringen Sie ein paar Minuten in Stegnähe, um sich mit Gasannahme, Lenkung und dem Wendekreis vertraut zu machen. Bedenken Sie, dass verschiedene Boote einen unterschiedlichen Propellerdrall oder eine verzögerte Ruderwirkung zeigen können. Üben Sie sanfte Manöver, bevor Sie in einem belebten Bereich anlegen.
Machen Sie sich zudem mit den lokalen Gegebenheiten vertraut. Tiden, Windmuster und Hindernisse unter Wasser beeinflussen die Sicherheit beim Anlegen. Wenn Sie unsicher sind, holen Sie Rat von jemandem ein, der das Revier gut kennt.
2. Zu schnell oder zu langsam an die Pier heranfahren
Die falsche Geschwindigkeit bei der Annäherung: Die Geschwindigkeit ist einer der entscheidenden Faktoren beim Anlegen. Fahren Sie zu schnell, drohen Schäden am eigenen Boot, am Steg oder an Nachbarliegern. Doch auch zu langsam kann zum Problem werden, etwa wenn Wind oder Strömung Ihnen die Fahrt aus dem Ruder nehmen.
Am besten arbeiten Sie mit kurzen, dosierten Gasstößen. So behalten Sie Kontrolle, ohne zu viel Vorwärtsfahrt aufzubauen. Vermeiden Sie hektische Gasmanöver oder übertriebene Ruderkorrekturen. Steuern Sie immer zuerst und geben Sie erst dann Leistung. Reduzieren Sie die Fahrt auf das Minimum, das zur Kontrolle nötig ist.
In belebten Bereichen sollten Sie aufmerksam bleiben und rasch reagieren können. Es ist einfacher, die Fahrt kurz zu erhöhen, als ein bereits zu schnelles Boot wieder abzubremsen. Entscheidend für eine saubere Landung sind ein gutes Gefühl für Abstand und Schwung.
3. Wind und Strömung falsch einschätzen
Wind und Strömung richtig beurteilen: Wind und Strömung zu ignorieren, gehört zu den häufigsten Anlegefehlern. Beides kann Ihr Boot versetzen und die Ausrichtung am Steg erschweren.
Bevor Sie in den Endanlauf gehen, nehmen Sie sich einen Moment, um Windrichtung und Strömungsstärke zu prüfen. Weht der Wind auf den Steg, können Sie ihn zu Ihrem Vorteil nutzen. Nähern Sie sich in einem flachen Winkel von etwa 10 bis 20 Grad und lassen Sie sich sanft an den Steg drücken.
Bläst der Wind vom Steg weg, wählen Sie einen steileren Winkel. Zielen Sie auf etwa 30 bis 45 Grad und belegen Sie zuerst die Bugleine. Führen Sie dann das Heck heran und sichern Sie es. Achten Sie auf die Windangriffsfläche Ihres Boots. Bimini Top, Segel und Persenninge wirken wie ein Segel und erschweren die Kontrolle.
In Flachwasserbereichen laufen Sie beim Manövrieren Gefahr, aufzulaufen. Prüfen Sie vor dem Anlegen stets die Wassertiefe und die zu erwartenden Tiden.
Für Chartergäste sind Wind und Strömung besonders tückisch, da Sie das Reaktionsverhalten des Boots noch nicht verinnerlicht haben. Scheuen Sie sich nicht, einen langsamen Probelauf nahe Ihrem Liegeplatz zu fahren, um die Reaktion zu spüren. Wenn Marina Personal vor Ort ist, bitten Sie um Hilfe beim Anlegen und folgen Sie deren Anweisungen genau.

4. Falsche Fenderpositionierung
Fender richtig positionieren: Fender schützen Ihr Boot vor Kontakt mit Pfählen, Stegen und anderen Booten. Werden sie falsch platziert, kann es trotz sauberem Manöver zu Schäden kommen.
Positionieren Sie die Fender dort, wo Berührungspunkte entstehen. Lassen Sie sie weder zu hoch noch zu tief hängen. Wenn möglich, antizipieren Sie die Kontaktstellen und passen Sie die Höhe entsprechend an. Ist Ihr Boot hochbordig oder breit, benötigen Sie gegebenenfalls zusätzliche Fender, um die Auflagepunkte abzufedern.

Die korrekte Fenderposition verhindert kosmetische und strukturelle Schäden am eigenen Boot und am Steg.
Als Chartergast sollten Sie die Fender vor dem Auslaufen prüfen. Achten Sie darauf, dass sie weder verschlissen noch eingerissen oder zu weich sind. Wenn etwas zweifelhaft wirkt, bitten Sie das Charterteam um Ersatz oder zusätzliche Fender.
5. Leinen nicht rechtzeitig vorbereiten
Leinen rechtzeitig vorbereiten: Halten Sie Ihre Festmacher bereit, bevor Sie in die Box oder an den Liegeplatz fahren. Belegen Sie die Leinen an Bord, aber halten Sie sie frei von Wasser und Propeller. Meistens geht zuerst die Spring an Land. Sie begrenzt die Längsbewegung, sobald Sie längsseits liegen.
Wenn die Leinen vorbereitet sind, reduziert das Stress und erhöht die Kontrolle beim Anlegen. Helfer an Land können Ihr Boot schneller sichern.
Bei einem Charterboot prüfen Sie, wo die Leinen verstaut sind, und ob sie lang genug für den vorgesehenen Liegeplatz sind. Manche Charter beinhalten keine zusätzlichen Leinen. Planen Sie entsprechend.
6. Falsches Festmachen
Leinen nicht korrekt an der Klampe belegt.
Boot sicher festmachen: Sobald Ihr Boot parallel am Steg liegt, sichern Sie es umgehend. So verhindern Sie Abdriften und halten die Position, während Sie die Systeme herunterfahren.

Ein häufiger Fehler ist, Leinen nicht korrekt an der Klampe zu belegen. Dadurch kann sich das Boot lösen, besonders bei Tidenhub oder drehenden Winden. Achten Sie auf stramme, aber nicht übermäßig straffe Leinen. Boote brauchen etwas Spielraum für Wasserstandsschwankungen. Zu harte Leinen können das Boot bei Niedrigwasser anheben oder bei Hochwasser herunterziehen.
Verwenden Sie passende Knoten und sauber ausgeführte Rundtörns, damit die Leinen sicher halten. Falls Sie unsicher sind, lernen und üben Sie die grundlegenden Anlegeknoten regelmäßig.
Chartergäste sollten sich ein paar Minuten nehmen, um das Belegen einer Klampe sowie den Palstek aufzufrischen. Das sind zwei der nützlichsten Knoten zum Sichern eines Boots und werden oft erst gelernt, wenn es schon zu spät ist.
Lesen Sie unseren Beitrag zu den wichtigsten Bootsknoten: HIER
7. Maschine zu früh abstellen
Stellen Sie die Maschine erst ab, wenn alle Leinen sicher belegt sind: Schalten Sie die Maschine erst aus, wenn jede Leine korrekt fest ist. Solange der Motor läuft, können Sie nachfassen, wenn eine Leine rutscht oder das Boot unerwartet versetzt.

Viele Skipper schalten die Maschine ab, sobald sie im Liegeplatz stehen, und merken dann, dass sie weder eine ungünstige Position korrigieren noch plötzlich drehenden Wind ausgleichen können. Warten Sie, bis alle Leinen sicher belegt sind und das Boot ruhig liegt.
Wenn der Anlauf nicht passt oder sich die Bedingungen plötzlich ändern, brechen Sie ab und fahren Sie für einen neuen Versuch eine Runde. Geduld ist ein wesentlicher Bestandteil des sicheren Anlegens.
Bei Charteryachten bedenken Sie, dass die Steuerung eventuell anders oder verzögert reagiert, als Sie es gewohnt sind. Gehen Sie das Anlegemanöver ohne Hektik an. Prüfen Sie vor jeder Korrektur, ob die Maschine sauber reagiert, und vergewissern Sie sich vor dem Festmachen, dass die Schaltung in Neutral steht.
Stellen Sie die Maschine erst ab, wenn wirklich alle Leinen sicher belegt sind.
Fazit:
Auch sehr erfahrene Skipper machen beim Anlegen Fehler. Ob wechselhaftes Wetter, kleine technische Haker oder volle Marinas, Vorbereitung und Ruhe sind die halbe Miete. Wenn Sie ein Charterboot übernehmen, nehmen Sie sich Zeit, die Manövriereigenschaften kennenzulernen, die Ausrüstung zu prüfen und sich vorab lokalen Rat einzuholen.
Wenn Sie diese häufigen Fehler vermeiden und die oben genannten Hinweise beherzigen, legen Sie mit Zuversicht an und schützen Ihr Boot, Ihre Crew und Ihre Umgebung. Weitere Hilfestellungen finden Sie in unseren Beiträgen zu Bootsknoten sowie zu Fender Setup und Marina Etikette.
